PoWi-TG auf Studienfahrt in Prag
Ein gemeinsamer Rückblick
Vom 11.09. bis 15.09.2023 fanden die Studienfahrten der Q3 der Singbergschule statt. Für das PoWi-Tutorium sowie drei Schülerinnen der Bio-TG von Frau Gilbert ging es in Begleitung von Herrn Dr. Zipp (Tutor) und Frau A. Müller in die „Goldene Stadt“ nach Prag.
Die Reise begann am Montagmorgen gegen 8:15 Uhr am Friedberger Bahnhof. Insgesamt betrug die Fahrzeit knapp 9 Stunden. Erste Hindernisse galt es zu überwinden, als unsere Plätze im ICE von Frankfurt nach Regensburg trotz ordnungsgemäßer Sitzplatzreservierung schon alle besetzt waren. Schnell merkten wir, wie unkooperativ und unfreundlich manche Menschen doch sein können, machten sie doch erst nach mehrmaliger Aufforderung und Hinzuziehung des überaus „kompetenten“ Bahnpersonals widerwillig für uns und unser üppiges Reisegepäck Platz. Von Regensburg sollte es dann eigentlich direkt nach Prag gehen, doch weit gefehlt: Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis eine Bahndurchsage gemacht wurde, dass unser Zug leider in Schwandorf ende und wir dort noch einmal umsteigen müssten. Also stiegen wir noch einmal um, in eine tschechische Bummelbahn, die zu unserem Leidwesen nicht klimatisiert war. Folglich war es bei Außentemperaturen um die 30 Grad äußerst warm und stickig darin und wir hatten auch keine reservierten Sitzplätze mehr, sodass wir uns im Zug auf mehrere Abteile verteilen mussten. Nach einer wahren Odyssee endlich in Tschechiens Hauptstadt angekommen, machten wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. Das Hotel „MeetMe23“ war – zur Freude aller – sehr modern gehalten und hatte keine Hochbetten. Zudem zeichnete es sich durch seine hervorragende Lage aus, war es doch nur fünf Gehminuten von einer langen Einkaufsstraße in der Nähe des Wenzelsplatzes entfernt. Sehr lustig war auch, dass das Hotel ein Maskottchen hatte, einen blauen Mann, der auch im Aufzug stand, was bei jedem Betreten wieder urkomisch war. Frau Müller und Herr Zipp bekamen davon allerdings nichts mit, da die beiden die Einzigen waren, die es vorzogen, die Treppe zu nehmen, um in den vierten beziehungsweise fünften Stock zu gelangen. Warum auch immer?! Den ersten Abend ließen wir mit einem gemeinsamen Abendessen in einem gemütlichen Restaurant ausklingen. Wer wollte, nutzte im Anschluss die Gelegenheit, die hübsche Stadt bis Mitternacht auf eigene Faust zu erkunden. Andere waren so müde, dass sie schlafen gingen und sich noch einmal den Wecker stellen mussten, um den allabendlichen Appell in der Hotellobby nicht zu verschlafen.
Am zweiten Tag unserer Studienfahrt stand eine dreistündige historische Stadtführung, eine Schifffahrt auf der Moldau und eine Brauereibesichtigung mit Bierprobe in der Traditionsbrauerei U Fleků auf dem Programm. Zu unserer Überraschung stellte sich unsere Stadtführerin als eine waschechte Baronin heraus. Die adelige Dame war leider sehr klein und sprach meist sehr leise. Zudem verschwand sie ab und zu für kurze Zeit ohne erkennbaren Grund. Als sie dann aber für einen längeren Zeitraum verschwunden war, ließ eine Schülerin von uns recht panisch verlautbaren: „Wir haben unseren Führer verloren“, was in diesem Moment vermutlich nicht die richtige Wortwahl war und vielleicht auch den ein oder anderen Passanten irritierte. Im Anschluss an die sachkundige, jedoch etwas zu detailverliebte Stadtführung hatten wir Freizeit. Einige von uns nutzten die Zeit, etwas zu essen, andere gingen shoppen, machten Fotos oder genossen einfach nur das schöne Wetter am Flussufer der Moldau. Mittags konnten wir uns dann viele Sehenswürdigkeiten noch einmal vom Wasser aus anschauen. Dabei passierten wir auch einige der bekannten Brücken Prags, etwa die Karlsbrücke. Dass eine Seefahrt nicht immer lustig ist, mussten gleich zwei Mitstreiterinnen feststellen, die schon nach wenigen Minuten seekrank wurden. Zuletzt machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Brauerei, wo wir schon von unserem nächsten Guide erwartet wurden. Im Kellerraum der Brauerei schauten wir uns einen lehrreichen Film über die Geschichte der Brauerei an, währenddessen ein Glas leckeres dunkles Bier ausgeschenkt wurde, welches wir probieren durften. Im Anschluss besichtigten wir noch die Sudkessel und erfuhren dabei interessante Einzelheiten die Kunst des Bierbrauens betreffend. Auch der zweite Abend wurde wieder für freizeitliche Aktivitäten in Kleingruppen genutzt. Pünktlich um 0 Uhr waren wir wieder alle im Hotel. Dies klappte auch in den folgenden Tagen erstaunlich gut. Ein Schüler aus unserer Gruppe kam allerdings regelmäßig zu spät zum Frühstück sowie den obligatorischen Briefings in der Hotellobby. Einmal verspätete er sich sogar deutlich; mit der Begründung, er habe sich doch noch die Haare föhnen müssen, woraufhin alle nur noch schmunzeln konnten und der Ärger ob des langen Wartens schnell verflogen war.
Am Mittwoch ging es für uns mit dem Bus in das etwa eine Fahrstunde entfernte Terezín – in die Gedenkstätte Theresienstadt. Theresienstadt (Terezín) wurde ab 1780 unter Kaiser Joseph II. als Festungsstadt errichtet und nach dessen Mutter Maria Theresia benannt. Von 1941 bis 1945 wurde Theresienstadt als Konzentrationslager genutzt. Die eigentliche Stadt wurde zum Ghetto für Juden aus dem Protektorat Böhmen und Mähren, während die Kleine Festung von der Gestapo als Gefängnis genutzt wurde. Ihre unrühmliche Berühmtheit erlangte Theresienstadt aufgrund des Ghettos, welches im nationalsozialistischen Vernichtungssystem eine Ausnahmestellung einnahm. Es war „Vorzeigeobjekt“ eines Sammel- und Durchgangslagers und als „Altersghetto“ gedacht. Im Ghetto gab es eine jüdische Selbstverwaltung und es fanden kulturelle Veranstaltungen statt. Die Nationalsozialisten gaukelten der nationalen und internationalen Öffentlichkeit vor, dass die Menschen in Theresienstadt ein ganz normales Leben führten. Ein Zeugnis dafür ist der 1944 entstandene NS-Propagandafilm „Theresienstadt“ (auch bekannt unter „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“), den wir uns in Auszügen ansahen. Trotz der bedrückenden Atmosphäre vor Ort war der Besuch der Gedenkstätte sehr interessant. Wir erfuhren, wo die Menschen „gelebt“ haben, wie sie behandelt wurden und sahen auch, wo sie kaltblütig ermordet wurden. Sehr prägend war ein 500 Meter langer dunkler Tunnel in der Kleinen Festung, in dem sich während des Ersten Weltkriegs die Soldaten verstecken konnten. Auch während der Naziherrschaft wurde die labyrinthische Tunnelanlage genutzt. Später fuhren wir ein paar Kilometer weiter in das Ghetto Theresienstadt und besuchten dort das Ghettomuseum. Unzählige Exponate beleuchten das Leben im Ghetto – darunter persönliche Notizen, Gedichte, Zeichnungen, Bilder und Kompositionen der Ghettobewohner. Zurück im Hotel reflektierten wir den Besuch in Theresienstadt und sprachen über unsere Eindrücke und Gefühle.
Am Donnerstag, unserem letzten richtigen Tag, besichtigten wir zunächst die Prager Burg. Unser Guide war zugegebenermaßen etwas seltsam. Er sprach komisch und gab seltsame Kommentare von sich. So hat er beispielsweise nicht „Herr Zipp“ gesagt, sondern unseren Tutor mit „Herr Matthias“ angesprochen. Zudem irritierte uns sein äußeres Erscheinungsbild doch ein wenig, denn sein T-Shirt bedeckte nicht seinen ganzen Bauch, sodass man recht viel von seinem Oberkörper sehen konnte. Unsere Lehrer meinten, wenn Frauen bauchfrei tragen dürften, müsse das doch eigentlich auch für Männer gelten. Schnell waren wir uns einig, dass wir uns hier uneinig sind. Die Führung war phasenweise doch sehr langweilig. Da es Frau Müller und Herr Zipp ähnlich sahen, spielten sie sogar mit dem Gedanken, dem Guide noch ein paar Tipps zur didaktisch-methodischen Gestaltung einer zieldifferenten Führung durch die Burganlage zu geben. Daraus wurde allerdings nichts, da unser Guide plötzlich verschwunden war. Zwischendurch hatten wir dreißig Minuten Pause. Eigentlich sollten es nur 5 Minuten werden, doch unser Burgführer hatte offenkundig Probleme, die Uhr zu lesen. Und auch am Ende der Führung mussten wir noch einmal schmunzeln. Unser Guide verabschiedete sich mit den Worten, er sei heute in Zeit und Ort gereist, eine Äußerung, die uns doch etwas verwirrte. Nach zweieinhalb Stunden Freizeit trafen wir uns im Franz-Kafka-Museum wieder. Direkt vor dem Museum, das sich dem Leben und Werk des in Prag geborenen deutschsprachigen Schriftstellers Franz Kafka widmet, steht ein Kunstwerk des tschechischen Skandalkünstlers David Cerny. Unter dem Namen „piss“ befinden sich hier zwei männliche Statuen, die in ein Wasserbecken mit der Form Tschechiens pinkeln. Unsere Museumsführerin, eine nette Dame, begrüßte uns herzlich und sagte im nächsten Atemzug „Kommt Kinder, wir schauen uns die pinkelnden Männer an“, was zu großem Gelächter führte. Auch nach dieser durchaus kurzweiligen Führung hatten wir Freizeit. Abends trafen wir uns dann zu einem gemeinsamen Abschluss in einem typisch tschechischen Restaurant. Die Getränkerechnung übernahm unser Tutor, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Mit diesem schönen Abend, mit vielen angenehmen Unterhaltungen und viel gemeinsamem Lachen, ließen wir unsere Studienfahrt ausklingen und die Tage in der „Goldenen Stadt“ mit Frau Müller und Herrn Zipp Revue passieren. Denn am Freitag stand schon wieder die Rückfahrt nach Friedberg an. Leider gestaltete sich auch diese etwas chaotisch. Nichtsdestotrotz kamen wir am Ende des Tages, wenn auch sichtlich erschöpft und erkältet, in Friedberg an.
In der Rückschau nannten viele von uns die Schifffahrt auf der Moldau, die Brauereibesichtigung und den gemeinsamen Abschlussabend ihr persönliches Highlight. Auch der Ausflug nach Theresienstadt wurde als sehr gewinnbringend angesehen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es eine sehr schöne Studienfahrt gewesen ist, auf der man viele Eindrücke sammeln und viel erleben konnte, so dass sie allen sicherlich lange in guter Erinnerung bleiben wird.
Tabea Kreutschmann (Q3ZIM) auf Grundlage eines gemeinsamen Rückblicks auf die Fahrt.