17
JUL
2023

Jüdisches Leben in der Wetterau – Projekttag für den Jahrgang 6

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 „Die Menschen in Münzenberg lebten zusammen, miteinander. Die einen hatten ihren heiligen Samstag, die anderen ihren heiligen Sonntag. Doch diese Einheit zerbrach. Obwohl wir alle Menschen sind.“

Bereits zum zweiten Mal führte die Singbergschule Wölfersheim in dieser Woche von Montag bis Donnerstag ein Unterrichtsprojekt durch, das das jüdische Leben in der Wetterau vor und während der Zeit des Nationalsozialismus dokumentierte. Der komplette Jahrgang 6 der Gesamtschule, ca. 200 Schülerinnen und Schüler, war hier die Zielgruppe.

Die Schülerinnen und Schüler, jeweils zwei Klassen an einem Tag, wanderten zunächst von Wölfersheim nach Münzenberg. Danach durchliefen sie abwechselnd das Programm. Dabei wurde ihnen die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen, was sie auch immer wieder taten.

Mit dem authentischen Hintergrund der ehemaligen Synagoge in Münzenberg wurde dafür ein Ort gefunden, der zusätzliche Empathie schuf. Als Autorin für die Lesungen konnte die bekannte Schriftstellerin Ursula Flacke gewonnen werden. Sie trug aus dem Roman „1933 – Feuer!“ ihres im Herbst erschienenen neuen Jugendbuches vor. Dabei appellierte sie energisch an die Schüler/innen, sich stets ihre eigene Meinung zu bilden und sich populistischen Strömungen zu verweigern. Im Zusammenhang mit den Lesungen zeigte Uwe Müller vom „Freundeskreis Burg und Stadt Münzenberg“ den Kindern das verwundete Kulturhaus Alte Synagoge und erzählte ihnen die Geschichte der Familie Erwin Katz: Erwin Katz, geboren 1910, konnte Deutschland 1934 noch rechtzeitig verlassen, der größte Teil seiner Familie aber wurde in Auschwitz umgebracht.

Inhaltlich erfuhren die Schülerinnen und Schüler im Kontext der Lesung historische Ereignisse rund um die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Jahr 1933. Gleichzeitig fand das Projekt an einem historischen Ort in der Wetterau statt und erlaubt Rückschlüsse auf das jüdische Leben jener Jahre in der unmittelbaren Umgebung.

„Respekt“, so heißt es im Werk von Ursula Flacke, „ ist nichts für Feiglinge. Es braucht Mut, einen Menschen so zu akzeptieren, wie er ist. Auch wenn er fremd ist. Wenn er eine andere Meinung hat, eine andere Hautfarbe oder anders gekleidet ist. Wenn er nicht so ist wie man selbst.“

Dass wir uns als Menschen alle akzeptieren und respektieren sollen, das haben die Projekttage gezeigt.

Die Singbergschule bedankt sich ganz herzlich bei allen Mitwirkenden, Förderern und Unterstützern der demokratiefördernden und toleranzstiftenden Projekttage, die nun evaluiert und im nächsten Jahr erneut für den gesamten Jahrgang 6 angeboten werden sollen.

Katharina Pietsch und Laura Pinecker