06
MAI
2017

87 Singbergschüler besuchen den Hessischen Landtag und werden für einen Tag zu Abgeordneten

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„Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren…“

Im Politikunterricht hatten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10G der Singbergschule Wölfersheim bereits einiges über Parlamentarische Demokratie und politische Systeme erfahren. Nun galt es, das im Unterricht Gelernte in die Praxis umzusetzen, zu vertiefen und selbst zu Abgeordneten zu werden.

Am Mittwoch, den 26.04.2017, machten sie sich schon frühmorgens um 7.30 Uhr auf den Weg in die Landeshauptstadt, um an dem Planspiel „Wir sind Abgeordnete“, welches die Hessische Landeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit dem Hessischen Landtag ausrichtet, teilzunehmen.

Ziel des Planspieles ist, den jungen Teilnehmern auf interessante und eindrucksvolle Weise zu verdeutlichen, wie das politische System Hessens und die dazugehörigen Entscheidungsprozesse vonstattengehen, und Interesse an der Politik zu wecken.

Im Landtag angekommen, hieß es zunächst, sich einer fiktiven Partei, angelehnt an die im Landtag vertretenen Parteien, zuzuordnen. Hierzu hatten die PoWi-Kollegen Frau Mütze, Herr Dr. Zipp, Herrn  Jahn und Herr Willner die Schülerinnen und Schüler im Unterricht mit dem Parteiprogramm der jeweiligen Fraktionen vertraut gemacht.

Als die Schüler ihren Platz im Plenarsaal eingenommen hatten, wurden sie von Herrn Prof. Dr. Peter von Unruh, dem Direktor des Hessischen Landtags, begrüßt. In seinen einführenden Worten betonte er besonders, wie wichtig es sei, sich bereits in jungen Jahren darüber bewusst zu werden, wie Demokratie funktioniere, und welches Privileg es sei, in einer funktionierenden Demokratie zu leben.

Im Anschluss daran stellten sich vier Abgeordnete der im Landtag etablierten Parteien den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Hierbei erläuterten sie unter anderem auch, wie sie als Jugendliche den Weg in die Politik gefunden hatten, und ermutigten die Schüler, sich für ihre Interessen einzusetzen und für den Erhalt der Demokratie stark zu machen.

Die Schüler diskutieren bereits zu diesem Zeitpunkt lebhaft mit den Abgeordneten über die Wehrpflicht und ein potentielles Aufrüsten der Bundeswehr, was auf lebhafte und kontroverse Debatte im Rahmen des nun folgenden Planspiels hoffen ließ.

Zum Einstieg stellte Frau Baier, Mitarbeiterin des Hessischen Landtages, den Ablauf des Tages vor und erläuterte schülergerecht den Aufbau des hessischen Parlaments.

In der nächsten Phase wurde die Schülergruppe, bestehend aus 87 Schülern der Singbergschule und 30 Schülern der Diltheyschule in Wiesbaden, in zwei Gruppen geteilt. Während die erste Gruppe eine kurze Führung durch das Plenarsaalgebäude und das Wiesbadener Schloss genoss, unterzog sich die zweite Gruppe einer kleinen Rhetorikschulung. Hierbei durfte jeder Schüler einmal an das Rednerpult treten und die anderen Abgeordneten gemäß der Geschäftsordnung mit „Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren“ begrüßen, und sich kurz vorstellen. Im Anschluss daran wurden die Gruppen gewechselt.

Den Anfang des Planspiels stellte dann die konstituierende Sitzung dar. Die festgestellte Alterspräsidentin Lena Keller, Klasse 10G3, begrüßte die Abgeordneten der fünf Fraktionen. Im Anschluss wählte die Versammlung den hessischen Ministerpräsidenten Kevin Garbe aus der 10G1, und den Landtagspräsidenten, der von einem Schüler der Diltheyschule repräsentiert wurde. In den sich anschließenden Fraktionssitzungen ging es darum, zu den Themen Bildung, Jugendschutz und erneuerbare Energien Gesetzesentwürfe zu formulieren, welche dann in Plenar- und Ausschusssitzungen diskutiert wurden. Beim Einreichen von Änderungsvorschlägen mussten sich die Abgeordneten am Rednerpult an die strikte – auf zwei Minuten begrenzte – Redezeit halten, die anderen Abgeordneten durften dabei über die Mikrofonanlage Zwischenfragen stellen. Am Ende jeder Debatte stand eine Abstimmung per Handzeichen. Die Schüler lernten auf diese Weise, wie vielschichtig und komplex der Gesetzgebungsprozess sein kann, was es heißt, dem Fraktionszwang zu unterliegen und wie frustrierend die Arbeit in der Opposition sein kann.

Zur Stärkung gab es zwischendurch ein gemeinsames Mittagessen sowie kurze Kaffee- und Getränkepausen. Auch wenn die Debatten, vor allem zum Thema Jugendschutz, hätten noch lange weitergeführt werden können, endete das Planspiel mit einer gemeinsamen Auswertung gegen 16.30 Uhr. Auch an dieser Stelle zeigten die Schüler noch keinerlei Ermüdungserscheinungen und richteten zahlreiche, während des Planspiels aufgekommene Fragen, an Herrn Knoblich, Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung. Er war es auch, der die Schüler verabschiedete und sich für einen gelungenen Tag bedankte.

Bereits auf der Heimfahrt äußerten die Singbergschüler, dass es ein sehr ereignis- und lehrreicher Tag gewesen sei. Einige Schüler berichteten, dass sie nun endlich verstanden hätten, was es genau mit Koalitionen, Fraktionen, Ausschüssen und Oppositionsarbeit auf sich habe, anderen machte besonders das heftige Debattieren großen Spaß. Wir als Politiklehrer hoffen, dass das Gelernte nachhaltig sein wird und die spürbare Begeisterung für Politik noch lange anhalten wird. Vielleicht sehen wir den ein oder anderen einmal im Landtag wieder!

(Artikel von A. Mütze und Dr. Zipp)