23
JAN
2023

Holocaust-Überlebender erzählt vom KZ-Stutthof und aus seinem Leben

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Mieczyslaw Grochowski (Mietek) zu Gast an der Singbergschule in Wölfersheim

„Wie verlief der Transport in das Lager?“, „War Ihnen trotz Ihres jungen Alters bewusst, was im Arbeitslager passierte, und was es hieß, dort zu sein?“, „Wie ging das Leben für Sie nach der Befreiung weiter?“, „Haben Sie sich jemals gefragt, wie Ihr Leben und das Ihrer Familie verlaufen wäre, hätten sich Ihr Vater und Ihr Großvater nicht geweigert, die « Volksliste » zu unterschreiben?“, „Was können Sie uns und der Nachwelt aus Ihren Erfahrungen mitgeben?“

Diese und viele weitere Fragen stellten die Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase der Singbergschule Wölfersheim dem Holocaust-Überlebenden Mieczyslaw Grochowski, genannt Mietek, der am 23. Januar anlässlich des Holocaustgedenktages am 27. Januar die Kooperative Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe in Wölfersheim besuchte. Im Rahmen eines Zeitzeugengespräches erzählte er den 90 Schülern und ihren Lehrern vom KZ-Stutthof und aus seinem Leben. Anschließend beantwortete er die zahlreichen Fragen der tief bewegten Zuhörer.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Schulleiter Olaf Bogusch, der den Gast willkommen hieß und ihm für sein Kommen dankte. Nach einem kurzen Grußwort des Bürgermeisters Eike See, der die enorme Bedeutung der Veranstaltung hervorhob, übernahmen Boguschs Stellvertreter Thorsten Rohde und Aufgabenfeldleiter Dr. Matthias Zipp, die die kurzweilige und lehrreiche Zeitzeugenbefragung moderierten. Neithard Dahlen, Mitglied des Auschwitz-Komitees und Mitorganisator, wendete sich in seiner Danksagung direkt an die interessierten Zuhörer: „Deshalb bitte ich Sie, wenn Sie Hetze und Hass hören: Seien Sie nicht gleichgültig! Erheben Sie Ihre Stimme! Sie haben doch etwas zu sagen! Häufig genügt es schon einfach zu sagen: « Das will ich nicht! »“ Besonders bewegend waren die drei Trompetensoli, darunter ein Lagerlied und eine Eigenkomposition, die der aus einer musikalischen Familie stammende Grochowski vortrug.

Die Familie des in Pommern geborenen Mietek wurde 1943 in das KZ-Stutthof verschleppt, da sie das politische Ziel der Germanisierung des Landes ablehnte und sich weigerte ihre polnische Identität aufzugeben. Das KZ wurde vor Kriegsbeginn als erstes KZ außerhalb der deutschen Grenze von einer SS-Einheit errichtet. 65.000 von etwa 110.000 Häftlingen verloren hier ihr Leben. Als 4-Jähriger kam Mietek in das Internierungs- und Arbeitslager Lebrechtsdorf-Potulitz, wo er bis zur Befreiung des Lagers durch die Rote Armee 14 Monate unter menschenverachtenden Bedingungen lebte. Das Außenlager des KZ-Stutthof galt als Ostjugendverwahrlager für Kinder aus eroberten Gebieten. Während Mieteks Mutter und die Kinder gerettet werden konnten, überlebte sein Vater das Morden in Stutthof nicht.

von links nach rechts: Beate Klüber (Fachvorsteherin Geschichte), Eike See (Bürgermeister der Gemeinde Wölfersheim), Dr. Matthias Zipp (Aufgabenfeldleiter), Mieczyslaw Grochowski, Olaf Bogusch (Schulleiter), Neithard Dahlen (Mitglied des Auschwitz-Komitees in der Bundesrepublik), Thorsten Rohde (Stellvertretender Schulleiter)

Die Singbergschule bedankt sich bei allen Mitwirkenden und Unterstützern der Veranstaltung – Herrn Grochowski, Herrn Dahlen, Herrn See, der Gemeinde Wölfersheim und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung.