Q1 der Singbergschule auf politisch-historischer Studienfahrt in Berlin

Wölfersheim/Berlin. Geschichte und Politik hautnah erfahren, dabei Diktatur erinnern und Demokratie leben – das war das Ziel der sechstägigen Studienfahrt der gesamten Jahrgansstufe 12 nach Berlin, die von Aufgabenfeldleiter Dr. Matthias Zipp geleitet und von Beate Klüber (Lehrerin des Geschichtsleistungskurses) sowie Laura Kirchner, Katharina Pietsch und Fabian Ruppel begleitet wurde. Im Vorfeld hatte die Singbergschule den Beschluss gefasst, das obligatorische Berlinseminar der Leistungskurse PoWi und Geschichte gegen das Vergessen und für Demokratie und Toleranz für die gesamte Jahrgangsstufe 12 zu öffnen.

Der Anreisetag wurde zur ersten Erkundung von Erinnerungsorten genutzt, die den Schülerinnen und Schülern im weiteren Verlaufe der Woche immer wieder begegnen sollten.

Am zweiten Tag besichtigte die Gruppe die Gedenkstätte Plötzensee, der nationalsozialistischen Hinrichtungsstätte, die Schauplatz der Ermordung vieler Widerstandskämpfer, etwa einiger Beteiligter des 20. Juli 1944, war. Der LK Geschichte beschäftigte sich zudem im Humboldtforum mit der Bedeutung des Berliner Schlosses im Kontext der Deutschen Frage von 1848 bis 1990 sowie mit dem Thema „Raubkunst“ im Zuge der Kolonialisierung Afrikas. Abgerundet wurde der Tag mit einer Führung durch das Bundeskanzleramt, welches die PoWi-Kurse am Dienstag respektive Mittwoch besuchten.

Dass Freiheit ein hohes Gut ist, für das es sich zu kämpfen lohnt, diese Einsicht meldeten die Schüler nach ihrem Besuch in der Gedenkstätte Hohenschönhausen zurück. Besonders beeindruckten sie die Zeitzeugen, die selbst im ehemaligen Untersuchungsgefängnis des MfS einsaßen und die Schülergruppen führten. Die emotionalen Geschichten bewegten die Schüler tief, und auch die Aufrufe, sich selbst für unsere Demokratie und Freiheit einzusetzen, fanden Gehör. Der Politik-LK nahm am Dienstag, der LK Geschichte am Mittwoch zudem an einem Kunstworkshop mit Künstler Gino Kuhn teil. In den Workshops verarbeiteten die Schüler ihre Eindrücke und Emotionen auf künstlerische Art und Weise. Die entstandenen Kunstwerke sollen im kommenden Jahr an der Singbergschule ausgestellt werden.

Am dritten Tag erkundeten einige Schüler die „Tatorte“, an denen Mauerflüchtlinge starben im Rahmen des Workshops „Biografische Spurensuche“ in der Gedenkstätte Berliner Mauer. In der „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ und der „Gedenkstätte Stille Helden“ erfuhren andere, was es heißt, sich einem Unrechtsregime wie dem NS-Regime in den Weg zu stellen.

In der Gedenkstätte Notaufnahmelager Marienfelde konnten sich die Lernenden selbst aktiv einbringen und andere Schüler herumführen, mit Hilfe des IPads „Zukunftswelten“ entwerfen oder sich in einem Planspiel in die Situation einer heutigen geflüchteten Familie einfühlen. Zudem gab es für einen Teil der Gruppe noch ein Zeitzeugengespräch mit Wilfried Seiring, der selbst 1957 im Notaufnahmelager Marienfelde strandete und die Lernenden trotz seines hohen Alters mit seiner Aktivität und Ausstrahlung tief beeindruckte. Ferner nahmen alle Schüler an einer Führung durch die „Topographie des Terrors“ teil und befassten sich so ein weiteres Mal intensiv mit der Diktatur des Nationalsozialismus.

Am Donnerstag beobachteten die 87 Teilnehmer des Seminars als besonderes „Highlight“ eine spannende Plenarsitzung des Deutschen Bundestages und nahmen an einem informativen Gespräch mit dem Abgeordneten Peter Heidt (FDP) teil. Insbesondere die Schüler des PoWi-LKs nutzten vor dem abschließenden Kuppelbesuch die Gelegenheit, mit Heidt über die ihnen aus dem Unterricht bekannten Herausforderungen der Parteiendemokratie und andere aktuelle Themen wie die umstrittene Fußball-WM in Katar oder den Hamburger Hafen-Deal mit China zu diskutieren.

Die Singbergschule Wölfersheim bedankt sich ausdrücklich ganz herzlich beim Wetteraukreis für die finanzielle Unterstützung der historisch-politischen Studienfahrt, die nun evaluiert und im nächsten Jahr erneut für den gesamten Jahrgang 12 angeboten werden soll.

(PIK, KLB, ZIM)