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JUL
2022

Jüdisches Leben in der Wetterau – Projekttag für den Jahrgang 6

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„Es ist ganz egal, welche Hautfarbe wir haben, wie wir aussehen, ob wir beten oder zu welchem Gott wir beten. Wir sind alle Menschen“ – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Die Singbergschule Wölfersheim führte in dieser Woche von Montag bis Donnerstag ein Unterrichtsprojekt durch, das das jüdische Leben in der Wetterau vor und während der Zeit des Nationalsozialismus dokumentierte. Der komplette Jahrgang 6 der Gesamtschule, ca. 200 Schülerinnen und Schüler, war hier die Zielgruppe. Mit dem authentischen Hintergrund der ehemaligen Synagoge in Münzenberg wurde dafür ein Ort gefunden, der zusätzliche Empathie schuf. Als Autorin für die Lesungen konnte die bekannte Schriftstellerin Ursula Flacke gewonnen werden. Sie trug im Alten Rathaus aus dem Manuskript „1933 – Feuer!“ ihres im Herbst erscheinenden neuen Jugendbuches vor. Im Zusammenhang mit den Lesungen zeigte Uwe Müller vom „Freundeskreis Burg und Stadt Münzenberg“ den Kindern das verwundete Kulturhaus Alte Synagoge und erzählte ihnen die Geschichte der Familie Erwin Katz: Erwin Katz, geboren 1910, konnte Deutschland 1934 noch rechtzeitig verlassen, der größte Teil seiner Familie aber wurde in Auschwitz umgebracht. Die Schülerinnen und Schüler, jeweils zwei Klassen an einem Tag, wanderten zunächst von Wölfersheim nach Münzenberg. Danach durchliefen sie abwechselnd das Programm. Dabei wurde ihnen die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen, was sie auch immer wieder taten. Dies zeigte deutlich, dass der Lehrplan des Hessischen Kultusministeriums gerade zu diesem Thema unbedingt verändert werden muss. Es ist viel zu spät, erst in der 9. und 10. Klasse, abhängig von der Schulform, damit konfrontiert zu werden.

Inhaltlich erfuhren die Schülerinnen und Schüler im Kontext der Lesung historische Ereignisse rund um die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Jahr 1933. Gleichzeitig fand das Projekt an einem historischen Ort in der Wetterau statt und erlaubt Rückschlüsse auf das jüdische Leben jener Jahre in der unmittelbaren Umgebung.

U. Flacke während ihrer Lesung im Alten Rathaus

Das Projekt zeigte, wie verletzbar eine Demokratie unter bestimmten Umständen werden kann und wie wichtig es ist, täglich für ihren Erhalt einzustehen. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren auch, dass die Werte unseres Grundgesetzes auch in der heutigen Zeit ein zu schützendes Gut sind!

Ein großes Dankeschön ging an Ursula Flacke, die im Rahmen der „Autorenbegegnungen“ des Friedrich-Bödecker-Kreises auftrat, und an Uwe Müller, den Vorsitzenden des Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg. Die Stadt Münzenberg unterstützte diese Unternehmung dankenswerterweise genauso wie der Förderverein der Wölfersheimer Schulen und die Organisation BUNTerLEBEN.

Vor dem Gedenkstein für die vertriebenen und ermordeten Münzenberger jüdischen Glaubens

U. Müller vor dem Eingang des Kulturhauses Alte Synagoge

Dank der Schulleitung der Singbergschule Wölfersheim, vertreten durch Christine Weckler (2. von links) u. Bardo Langsdorf (4. von links), der Lehrerin Andrea Kahm (rechts außen) und den Schülerinnen Maya (links außen) und Mia an Ursula Flacke und Uwe Müller