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MAI
2022

Berlinseminar – politische und historische Lernorte bieten tiefe Einblicke

Singbergschülerinnen und -schüler erkunden Stätten politischer und historischer Begegnung in Berlin

Wölfersheim/Berlin. Die Vorfreude war den Schülerinnen und Schülern des Politik- und Geschichtsleistungskurses der Jahrgangsstufe 12 deutlich anzumerken. Nachdem das unter dem Motto „Diktatur erinnern – Demokratie leben“ stehende Berlinseminar im vergangenen Jahr coronabedingt abgesagt und wiederholt verschoben werden musste, konnte die mehrtägige Exkursion zur Erkundung politischer und historischer Lernorte nun nachgeholt werden.

Die Woche in Berlin beschrieben die mitgereisten Schülerinnen und Schüler als „aufschlussreich“, „interessant“ und „gewinnbringend“. Im Rahmen der Seminarevaluation wurde von „lehrreichen Erfahrungen“ und „unvergesslichen Erinnerungen“ gesprochen. Zudem habe man auch neue Kontakte knüpfen können.

Zu Beginn der Mehrtagesfahrt besuchte die Gruppe das seit 1987 bestehende Projekt „Topographie des Terrors“, welches den Terror durch den Nationalsozialismus in Deutschland und insbesondere die Herrschaftszeit von 1933 bis 1945 dokumentiert und eindrücklich aufarbeitet. Auf einem Stadtrundgang wurden anschließend geschichtsträchtige Orte und Denkmäler, unter anderem „Checkpoint Charlie“, „Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, der „Beobachtungsturm“ in der Erna-Berger-Straße sowie Mauerreste am Potsdamer Platz oder das Brandenburger Tor, erkundet und besichtigt.

Des Weiteren stand in dieser Woche eine Fahrradtour durch Potsdam auf dem Programm. Diese führte zu historischen Stätten wie dem Schloss Cecilienhof, auf welchem die Potsdamer Konferenz 1945 stattfand. Weiter ging es durch den Park Babelsberg vorbei an der Siedlung Alexandrowka, bis hin zum Schloss Sanssouci mit längerem Aufenthalt, um auch die Orangerie, die Historische Mühle, die Friedenskirche und das Chinesische Haus erkunden zu können.

Der Mittwoch begann mit einer Führung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. In diesem Kontext wurden unterschiedliche Widerstandsbewegungen thematisiert. Im Rahmen der Dauerausstellung informierten sich die Lerngruppe unter anderem über das Attentat vom 20. Juli 1944 und die „Weiße Rose“. Anschließend erkundete die Gruppe das Regierungsviertel und besichtigte das Reichstagsgebäude und das Bundeskanzleramt aus der Ferne. Aufgrund pandemiebedingter Auflagen war der Zutritt für diese Gebäude noch beschränkt. Am Nachmittag fand zunächst eine Führung in der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße statt. Hier wurde die Bandbreite der Folgen des Mauerbaus exemplarisch aufgezeigt. Die Auswirkungen der deutschen Teilung konnten die Schülerinnen und Schüler direkt aus erster Hand im Gespräch mit dem Zeitzeugen Jörg Hildebrandt erfahren, welcher über den Alltag in der Bernauer Straße in den 1950er und 1960er Jahren berichtete.

Den letzten Tag verbrachte die Gruppe in der Gedenkstätte Hohenschönhausen. Nach einem Einführungsvortrag zur Geschichte der Haftstätte führte ein Zeitzeuge durch das Untersuchungsgefängnis und berichtete von seinen Erfahrungen während seiner Gefangenschaft. Abgerundet wurde der Besuch in der Gedenkstätte mit einem Kunstworkshop, welcher den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gab, die Eindrücke des Tages künstlerisch zu verarbeiten.

Ziel der Berlinfahrt ist es, den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Geschichte Deutschlands zu geben, an die Vergangenheit in Diktatur und Unfreiheit zu erinnern und ihnen gleichermaßen die Besonderheiten und Vorzüge der Demokratie zu vermitteln.

„Vor allem der Appell des Zeitzeugen, die Werte unserer Demokratie zu schützen, wurde an einem Ort wie Hohenschönhausen noch einmal sehr deutlich“, sagte ein Schüler in der Reflexion über die gemeinsame Woche in Berlin.

„An Aussagen wie dieser zeigt sich der nachhaltige Mehrwert des Berlinseminars und offenbart einmal mehr die Dringlichkeit für die Öffnung außerschulischer Lernorte, sodass sich auch die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler erhöht, für unsere Staatsform der Demokratie einzutreten, ganz besonders in Zeiten wie diesen“, ergänzte Politiklehrerin Laura Kirchner, die die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihrer Kollegin Athina Müller nach Berlin begleitet hatte.

Ein herzliches Dankeschön gebührt dem Wetteraukreis und der Landeszentrale für politische Bildung für die von ihnen zugesicherte finanzielle Unterstützung der von Schülern und Lehrern wertgeschätzten Studienfahrt.