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MRZ
2022

Ukrainisch-deutscher Schriftsteller liest in der Singbergschule

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Der deutsch-ukrainische Autor Dmitrij Kapitelman während der Lesung aus seinem Roman „Eine Formalie in Kiew“

So aktuell kann Literatur sein: Am Donnerstag besuchte der ukrainisch-deutsche Autor Dmitrij Kapitelman die Singbergschule Wölfersheim. Er las aus seinem Roman „Eine Formalie in Kiew“ und beantwortete anschließend Fragen. Aufgrund der russischen Invasion in Kapitelmans erster Heimat gewann die Veranstaltung an trauriger Aktualität.

Es durfte aber auch geschmunzelt werden: Dank Witz und Ironie kam Kapitelmans Roman bei Schülerinnen, Schülern und Kollegium sehr gut an. Organisiert wurde die Veranstaltung von Herrn Seyfert und dessen Leistungskurs Deutsch, der die „Formalie“ im Unterricht behandelt hatte.

Kapitelman ist gebürtiger Kiewer mit jüdischen Wurzeln. Er kam im Alter von acht Jahren als Kontingentflüchtling nach Deutschland. Erst 25 Jahre später, nach einer Jungend in Leipzig und etlichen Erfahrungen mit Neonazis erhielt er den deutschen Pass. Von der absurden Odyssee durch deutsche und ukrainische Behörden, die dafür nötig war, handelt sein Roman.

In der Fragerunde ging es unter anderem um Krieg und Migration. So erfuhren die Schüler, dass der Kindheitsfreund, von dem Kapitelman gerade so unbeschwert vorgelesen hatte, sich mittlerweile bei der ukrainischen Armee freiwillig gemeldet hat. Dies löste im Publikum Betroffenheit aus.

Der Autor sagte, er begreife seine unterschiedlichen kulturellen Wurzeln als Gewinn. „Betrachtet alle Facetten eurer Identität als Bereicherung“, riet er. Nach anderthalb Stunden brach der 35-jährige Autor zum Blauen Sofa auf, einer Interviewrunde des ZDF.

Dmitrij Kapitelman (6. v.l.) mit dem Leistungskurs Deutsch von Herrn Seyffert (5. v.l.), Rochsane Mendes von BUNTerLEBEN (4. v.l.) und Thomas Gerlach (2. v. l.) vom Förderverein

Die Singbergschule ist Herrn Kapitelman dankbar und stolz auf die unvergessliche Veranstaltung. „Ein ganz besonderer Dank gilt der Initiative BUNTerLEBEN – Gemeinsam für Vielfalt und Respekt, vertreten durch Rochsane Mentes, und dem Förderverein Wölfersheimer Schulen e. V., vertreten durch Thomas Gerlach, ohne deren Dazutun eine Realisierung dieses großartigen Events nicht möglich gewesen wäre“, ergänzte der Beauftragte des Bereichs „Öffnung von Schule“ Dr. Matthias Zipp.