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MRZ
2019

Drogenprävention – realistisch und hautnah: „Anna und ihr Weg“

>In der Zusammenarbeit gegen die Sucht – Jugendliche gegen die Macht der Drogen<

Drei Tage Drogen- und Suchtprävention an der Singbergschule Wölfersheim

Das Thema Drogen, Sucht und Konsum einmal anders unter die Lupe zu nehmen haben sich die Jugendpflege 4.0 und die Singbergschule Wölfersheim zur Aufgabe gemacht und Anna eingeladen.

(v.l.n.r.: Andreas Offermanns – Sucht- und Drogenbeauftragter der Singbergschule, Anna, Olaf Bogusch – Schulleiter und Isabel Unger – Jugendpflege4.0)

Anna ist eine junge Frau, 31 Jahre alt, hat eine Ausbildung gemacht und steht mitten im Leben. Doch Annas Vergangenheit hat sie viel Kraft gekostet, um heute dort zu stehen, wo sie ist. Eine Kindheit geprägt durch die Gewalt des Vaters und den Alkoholmissbrauch der Mutter. Eine Kindheit ohne Rückhalt und Schutz. Anna hat sich bereits mit neun Jahren in die Drogen geflüchtet und sich damit betäubt. Betäubt von ihrem Leben, der Qual und dem Druck zu Hause. „ Ich komme aus einem Akademikerhaushalt, der Schein nach Außen musste immer bewahrt werden!“ Anna war auf dem Gymnasium, doch die Drogen haben ihr Leben verändert. Sie ist abgestürzt: Cannabis, Speed, Kokain, Heroin, LSD – sie hat alles probiert, ihren 15-Jährigen Schulfreund durch einen Joint an die psychische Erkrankung Schizophrenie verloren und wäre selbst mit Anfang 20 fast gestorben. Doch sie hat es geschafft. Therapien und Entzüge, die eigene Willenskraft und der Wunsch nach einem besseren Leben haben sie ermutigt, etwas zu verändern. Um eine Ausbildung machen zu können, ist sie aus ihrer Heimat weggezogen, hat ihren Schulabschluss über den zweiten Bildungsweg nachgeholt und durch viel Kampfgeist einen Ausbildungsplatz erhalten. Heute steht Anna mitten im Leben und genießt es mehr als je zuvor.

Sie nutzt ihre Erfahrungen, um Schulen zum Thema Drogen- und Suchtprävention zu unterstützen. „Es ist eine One-Woman-Show, ich erzähle einfach von meinem Leben!“ Und genau das ist es, was bei den Schüler*innen so gut ankommt. Eine Person, die weiß, wovon sie spricht, ungeschönt und offen die eigenen Erfahrungen mit ihnen teilt.

Vom 18.-20. März war Anna an der Singbergschule in Wölfersheim zu Gast. Alle Klassen der Jahrgangsstufen 9 bis 10 hat sie besucht und Einzelgespräche geführt. Außerdem fand ein Elternabend statt, der sowohl von Lehrkräften, als auch Eltern gut besucht war. „Ich bin so froh, dass dieses ernste Thema immer wieder aufgegriffen wird.“, sagte eine Mutter. Es wurde deutlich, wie wichtig die offene Kommunikation zwischen Eltern und deren Kindern ist. Auch die gelungene Zusammenarbeit zwischen der Jugendpflege 4.0 und der Singbergschule wurde gelobt. Innerhalb weniger Tage stand das Konzept und nur einige Wochen danach war Anna schon da.

Die positive Rückmeldung sowohl der Schüler*innen als auch der Eltern, macht deutlich, wie wichtig das Thema Suchtprävention ist. Neben dem Thema Drogen wurden auch die Themen, Spielsucht und selbstverletzendes Verhalten thematisiert. Denn in vielen Bereichen stellt sich die Frage, wo fängt die Sucht an und wo hört sie auf?

Artikel: Isabel Unger, Jugendpflege 4.0