„Berlin im Zeichen der Erinnerung: Eine Studienfahrt für Demokratie und Toleranz“
Oberstufenschüler auf Spurensuche in Berlin
Vom 24. bis 29. November 2024 unternahm die Jahrgangsstufe 12 der Singbergschule Wölfersheim eine intensive Studienfahrt nach Berlin. Unter dem Motto „Gegen das Vergessen – für Demokratie und Toleranz“ setzten sich die 80 Schülerinnen und Schüler mit der Geschichte des Nationalsozialismus, der DDR-Diktatur und der Entwicklung der Demokratie in Deutschland auseinander. Organisiert wurde die Fahrt von einem Planungsteam unter der Leitung von Fachbereichsleiter Dr. Matthias Zipp und der Beauftragten für den Bereich Öffnung von Schule, Katharina Pietsch.
Die Schülerinnen und Schüler wurden während der gesamten Fahrt von einem engagierten Lehrerteam begleitet: Oberstufenleiter Winfried Auel, Athina Müller, Ellen Mähler, Franziska Brauner, Simone Zarifoglu und Dr. Matthias Zipp. Zusammen sorgten sie dafür, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur tiefgehende Einblicke in die deutsche Geschichte erhielten, sondern auch die politische Gegenwart und die Bedeutung demokratischer Werte hautnah erlebten.
Auftakt der Studienfahrt: Stadtrallye und Polit-Talk
Nach dem Check-in und einer kurzen Einführung in das Programm stand am Sonntag zunächst eine Stadtrallye durch das Regierungsviertel auf dem Plan. Die Schülerinnen und Schüler erkundeten dabei auf eigene Faust zentrale Orte der politischen Macht in Berlin. Besonders eindrucksvoll waren das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas und das Brandenburger Tor, die die Schülerinnen und Schüler in Gruppen näher untersuchten. Bei der Stadtrallye konnten sie mehr über die historische Bedeutung dieser Orte erfahren und sich mit der Geschichte des Ortes im Kontext der deutschen Demokratieentwicklung auseinandersetzen.
Am Abend besuchte eine Gruppe die Polit-Talk-Show der Journalistin Caren Miosga. Zu Gast war der Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck, der den Schülerinnen und Schülern spannende Einblicke in die aktuelle politische Lage sowie die Arbeit der Bundesregierung gab. Die Schüler konnten dabei aus erster Hand erfahren, wie politische Entscheidungen getroffen werden und welche Herausforderungen die Regierung derzeit bewältigen muss.
Tiefgehende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
Am Montag ging es weiter mit einem Besuch der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die eindrucksvoll den mutigen Kampf Einzelner gegen die NS-Diktatur dokumentiert. Die Schülerinnen und Schüler erhielten hier Einblicke in den Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime und die Opfer dieses Widerstandes. Auch die Topografie des Terrors, die die Gräueltaten von SS und Gestapo zeigt, wurde besucht. Die Ausstellung verdeutlichte, wie gefährlich Machtmissbrauch und Gleichgültigkeit gegenüber Unrecht sein können und regte die Schülerinnen und Schüler zu intensiven Reflexionen an.
Am Dienstag stand dann ein Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen auf dem Programm. Hier beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit den grausamen Verhältnissen und der Geschichte des Konzentrationslagers. Sie erhielten in kleinen Gruppen gezielte Arbeitsaufträge, die sie später im Plenum präsentierten.
Begegnung mit Zeitzeugen der DDR-Diktatur
Am Mittwoch widmete sich die Gruppe den Verbrechen der DDR-Diktatur. Die Gedenkstätte Hohenschönhausen, ein ehemaliges Stasi-Gefängnis, hinterließ einen bleibenden Eindruck. Die Schülerinnen und Schüler wurden von Zeitzeugen durch die Gedenkstätte geführt, die ihnen anschaulich berichteten, wie sie selbst zu Häftlingen des SED-Regimes wurden. Authentische Berichte und die bedrückende Atmosphäre der Haftzellen vermittelten ein eindrucksvolles Bild der Unterdrückung in der DDR.
Kreative Auseinandersetzungen mit Geschichte
Auch kreative Ansätze wurden in das Programm integriert. In Workshops an der Gedenkstätte Berliner Mauer setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit der deutschen Teilung auseinander. In einem Theaterworkshop wurden emotionale Szenen aus dieser Zeit nachgespielt, und im Fotografie-Workshop reflektierten sie die Themen Freiheit und Grenze visuell.
Besuch des Olympiastadions Berlin
Ein weiterer Höhepunkt der Studienfahrt war der Besuch des Olympiastadions. Bei einer Führung mit geschichtlichem Fokus erhielten die Schülerinnen und Schüler spannende Einblicke in die Geschichte des Stadions, das 1936 während der Olympischen Spiele von Nazi-Deutschland genutzt wurde. Die Führung thematisierte nicht nur die Architektur und Bedeutung des Stadions, sondern auch die politische Instrumentalisierung der Spiele durch das nationalsozialistische Regime. Die Schülerinnen und Schüler lernten, wie die Nazis die Olympischen Spiele von 1936 als Propagandawerkzeug nutzten, um ihre Ideologie weltweit zu verbreiten. Dieser Besuch ergänzte die bereits gewonnenen historischen Erkenntnisse und regte zu weiteren Auseinandersetzungen mit der Rolle von Sport und Politik im Dritten Reich an.
Demokratie erleben und diskutieren
Am Donnerstag erlebten die Schülerinnen und Schüler Demokratie hautnah: Im Bundestag nahmen sie an einem Abgeordnetengespräch mit Peter Heidt (FDP) teil. In einer offenen Diskussion stellten sie viele Fragen zu aktuellen politischen Themen, wie etwa dem „Ampel-Aus“ und der Entwicklung des Nahost-Konflikts. Dieser Austausch ermöglichte es den Schülerinnen und Schülern, sich aktiv mit den politischen Fragestellungen der Gegenwart auseinanderzusetzen und ein tieferes Verständnis für die Arbeit der Abgeordneten zu entwickeln.
Internationale Einblicke
Der Besuch der mexikanischen Botschaft am Donnerstag rundete das Programm ab. Die Schülerinnen und Schüler lernten dort nicht nur die Aufgaben einer Botschaft kennen, sondern erhielten auch wertvolle Einblicke in die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Mexiko. Es war eine interessante Gelegenheit, sich mit internationaler Politik und der Bedeutung von Diplomatie zu beschäftigen.
Freizeit und gemeinsames Abschließen
Neben den intensiven Programmpunkten blieb den Schülerinnen und Schülern auch Zeit, Berlin auf eigene Faust zu entdecken. Einige nutzten die Gelegenheit, um die Berliner Weihnachtsmärkte zu besuchen und in weihnachtlicher Atmosphäre durch die festlich geschmückten Straßen zu schlendern. Andere machten einen Bummel durch die berühmten Einkaufsstraßen der Hauptstadt und stöberten in den Geschäften. Am letzten Abend der Studienfahrt stand dann ein gemeinsamer Spielabend auf dem Programm, bei dem die Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihren Lehrern den Abschluss der Reise feierten.
Fazit
Die Berlinfahrt bot den Schülerinnen und Schülern zahlreiche wertvolle Einblicke und Anregungen, die sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben werden. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und die aktive Teilnahme an politischen Diskursen der Gegenwart konnten die Teilnehmenden nicht nur viel über die Vergangenheit lernen, sondern auch wichtige Impulse für die Gestaltung der Zukunft mitnehmen. Diese Studienfahrt war nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch eine eindrucksvolle Erinnerung daran, wie wichtig es ist, die Werte von Demokratie, Freiheit und Toleranz zu bewahren und aktiv zu leben.
Ein herzliches Dankeschön gilt dem Wetteraukreis für die finanzielle Unterstützung der Fahrt gegen das Vergessen – für Demokratie und Toleranz.
(ZFS/ZIM)