Eintauchen in die akustische Welt von Kafkas „Verwandlung“ – Schülerinnen und Schüler der Q3 erleben Theaterbesuch der besonderen Art
„Guten Morgen, kommen Sie bitte mit und setzen Sie sich dort hin!“ So wurde jeder Schüler der Q 3 und die begleitenden Deutschlehrer Happ, Kammel, Lecybyl und Seyfert einzeln im Frankfurter Theater Landungsbrücken von den mitwirkenden Schauspielern eingewiesen. Als man seinen Platz in einer der langen Reihen, die längst und vis-a-vis zur nächsten Reihe im Raum angeordnet waren, eingenommen hatte, wurde die Verschmelzung von Bühne und Zuschauerraum direkt sichtbar. Allerdings sollte diese die einzige sichtbare Wahrnehmung in der Inszenierung bleiben.
Denn zunächst bekam jeder Zuschauer eine Maske in Form einer Schlafbrille ausgehändigt, dann wurde das Licht gedimmt und es begann nun im Dunkeln das akustische Erlebnis. Mit ihrem stimmlichen Potenzial, klingenden Gegenständen wie Blechen und eingespielten Klangvariationen konnten wir die Isolation und das Ausgeliefert sein des Protagonisten Gregor Samsa am eigenen Leib nachfühlen. Fühlen ist in diesem Kontext auch wörtlich zu verstehen, denn die Schauspieler, die durch die Gänge krochen, trampelten, schlichen und urplötzlich neben dem eigenen Ohr auftauchten, setzten ebenfalls Berührungen ein, um Gregors Gefühle erlebbar zu machen. So schmiegte sich beispielsweise auf einmal der Käfer Gregor an die eigenen Beine, streichelt über den Kopf oder berührte den Arm. Diese Grenzüberschreitung der Privatsphäre überraschte und irritierte im ersten Augenblick.
Doch im direkt an die Vorführung angeschlossenen Nachgespräch konnten die Schülerinnen und Schüler ein Feedback geben und mit der Regisseurin sowie den Schauspielern über die Gestaltung der Inszenierung ins Gespräch kommen. Diese akustische Erfahrung bleibt als sinnlich erfahrbares Erlebnis in Erinnerung!
Dörthe Kammel und Julia Lecybyl