Drei intensive Tage auf dem Ettersberg bei Weimar
Lehrer bilden sich in der Gedenkstätte Buchenwald fort
Vom 02.02. bis 04.02.2024 nahmen 16 Lehrerinnen und Lehrer der Singbergschule Wölfersheim an einer Lehrerfortbildung in der Gedenkstätte Buchenwald teil. Dort wurden sie mit zentralen Themen und Orten der Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers vertraut gemacht und befähigt, ihre Klassen selbstständig auf den Gedenkstättenbesuch vorzubereiten, eigene Programme zu entwickeln und die Gruppen in der Gedenkstätte selbst zu betreuen. Dazu wurden ihnen Erfahrungen, Methoden, Programmbausteine und Materialien vorgestellt und Anregungen für die Nachbereitung am Heimatort angeboten.
Geleitet wurde die Fortbildung von Dr. Helmut Rook, freier Mitarbeiter der Gedenkstätte, der das Seminarprogramm an die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Seminargruppe anpasste. Organisiert wurde die dreitägige Fortbildungsveranstaltung von Katharina Pietsch, der Beauftragten des Bereichs „Öffnung von Schule im gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld“, und Fachbereichsleiter Dr. Matthias Zipp. Beide zeigten sich erfreut, dass so viele Kolleginnen und Kollegen verschiedener Fachschaften bereit waren, ihr freies Wochenende zu „opfern“, um sich in der Gedenkstätte auf dem Ettersberg weiterbilden zu lassen, und auch Helmut Rook brachte seine Bewunderung für das große Engagement und Interesse der Lehrkräfte zum Ausdruck.
Im Anschluss an die Vorstellung und Besprechung des Programms erfolgte ein erster geführter Rundgang von den ehemaligen SS-Kasernen über den Bahnhof und Carachoweg bis zum Lagertor. Den Abend verbrachte die Seminargruppe gemeinsam in Weimar.
Am Samstagmorgen wurde die ausführliche Geländeführung zu zentralen Orten der Lagergeschichte (Appellplatz, jüdisches Sonderlager 1938, sowjetisches Kriegsgefangenenlager, Kinderblock, Block der Sinti und Roma, Block 46 und Häftlingskrankenbau) fortgesetzt. Nach der Mittagspause stand zunächst die selbstständige Erkundung der Dauerausstellung zur Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers auf dem Programm. Es folgte ein geführter Rundgang durch die Verbrennungsanlage. Nach einer kurzen Pause schlossen sich ein Plenumsgespräch im Seminarraum und ein systematisierender Vortrag zur Lagergeschichte an einem Modell an. Als sehr gewinnbringend wurden der nach dem Abendessen thematisierte mögliche assoziative Einstieg mit historischen Bildquellen, die methodisch-didaktischen Hinweise für den Aufbau eigener Führungen und das Kennenlernen verschiedener Reflexionsmethoden empfunden.
Am Sonntag standen schließlich noch die Erkundung von Orten im Täterbereich (Arrestzellenbau, SS-Zoo, Wachturm, Mordstätte für sowjetische Kriegsgefangene), die Beantwortung offengebliebener Fragen sowie ein gemeinsamer Abschied an der Gedenkplatte an. Die Lehrergruppe zeigte sich tief beeindruckt von der Fortbildung. Noch vor Ort fasste sie den Entschluss, zeitnah eine Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen, um auf Grundlage des Gelernten ein gemeinsames Script für künftige eigene Führungen von Schülergruppen durch die Gedenkstätte auszuarbeiten. (PIK/ZIM)
Meinungen zum Gedenkstättenbesuch im Rahmen der Lehrerfortbildung in Buchenwald
„Die gesamten drei Tage waren unglaublich beeindruckend, bewegend und emotional.“
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„Auch wenn die Geschichte des kleinen Jungen Stefan Jerzy Zweig nicht das zentrale Thema am Wochenende war, hatte ich mich im Museum und über die App ein bisschen tiefer in die Biografie eingelesen. Ein Satz ist hängengeblieben – ganz im Sinne der Worte von Dr. Rook, dass wir das Gute mitnehmen sollen. ‘Der Kampf um dieses Kind ist der Beweis von der Größe und Schönheit und nicht zuletzt vom Sieg des Menschen über die Barbarei.‘“
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„Für mich war die Geschichte von Stéphane Hessel und damit verbunden die Erklärung der Menschenrechte ein überwältigender Moment.“
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„Insbesondere die Reflexionsmethoden, die wir kennengelernt haben, haben mich sehr begeistert und verleiten dazu, diese auch im Unterricht einzusetzen, sodass man Lernende nach einer solch überwältigenden Begegnung mit dem Ort nicht allein lässt und ihnen Raum gibt, sich zu äußern.“
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„Neben all dem von euch schon Genannten, war für mich der Abschluss sehr besonders. Nach all dem Gehörten, den Einzelschicksalen und den erschreckend hohen Zahlen vor dem Denkmal zu stehen, von dem Ort Abschied zu nehmen und daran erinnert zu werden, dass wir Menschen alle die gleiche Körpertemperatur haben – alle im ‘Kern‘ gleich wertvoll sind. Und zu wissen, dass sich so viele der ehemaligen Gefangenen immer wieder an diesem Ort des Schreckens versammelt haben, um gemeinsam zu erinnern und nicht aufzugeben, sich für eine bessere Welt einzusetzen.“
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„Ich finde es sehr schwer, nur ein Ereignis, ein Bild oder einen Moment zu benennen, dennoch möchte ich es versuchen: Besonders berührt haben mich die unzähligen biografischen Geschichten, die Herr Dr. Rook uns erzählt hat. Zusammen mit den Bildern, die er uns zu fast jedem Namen zeigen konnte, gingen mir das Leid und die Grausamkeit, die die Menschen erlebt haben, noch näher. Vor diesem Hintergrund bleibt auch mir der Abschluss besonders in Erinnerung. Es war ein sehr emotionaler Moment, den Menschen, die ihr Leben in Buchenwald lassen mussten, und denjenigen, die die Höllenqualen überlebt haben, zu gedenken und ihnen Ehre zu erweisen. Besonders berührt hat mich hierbei auch der Gedanke, der hinter der Gedenkplatte steht, nämlich durch die Erwärmung der Platte auf 37 Grad die Menschlichkeit zu symbolisieren, die diesen Menschen damals genommen wurde. Eindrücklich war in diesem Zuge auch das Zitat, dass Herr Dr. Rook gesprochen hat. Hier beziehe ich mich auf einen Schwur, der 1945 sowie 1955 bei den Gedenkfeiern geleistet wurde, nämlich ein Leben in Freiheit und Frieden leben zu können. Vor den aktuellen politischen Entwicklungen in unserem Land entfalten diese Worte für mich eine neue und noch tiefgehendere Bedeutung.“