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DEZ
2023

Einigkeit und Recht und Freiheit: Q1 auf politisch-historischer Studienfahrt in Berlin

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Wölfersheim/Berlin. Geschichte und Politik hautnah erfahren, dabei Diktatur erinnern und Demokratie leben – das war das Ziel der sechstägigen Studienfahrt der Jahrgangstufe 12 der Singbergschule Wölfersheim nach Berlin, die unter Federführung von Schulleitungsmitglied Dr. Matthias Zipp von einer mehrköpfigen Arbeitsgruppe um Geschichtsfachsprecherin Katharina Pietsch organisiert und von den Lehrkräften Marvin Klähn, Moritz Hartmann, Kevin Bönicke, Diana Gerlinger, Fabian Ruppel (LiV) und Sabrina Zajonz (LiV) durchgeführt wurde.

Der Anreisetag wurde zu einer ersten Erkundung genutzt, sodass die 85 Schülerinnen und Schüler bereits erste Erinnerungsorte und Wahrzeichen der Bundeshauptstadt kennenlernen konnten. Auf der kleinen Route durch Berlin sichteten die Oberstufenschüler unter anderem das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das Brandenburger Tor und das Reichstagsgebäude.

Am zweiten Tag besuchte ein Teil der Gruppe die Ausstellung „Topografie des Terrors“, ein seit 1987 bestehendes Projekt in Berlin-Kreuzberg zur Dokumentation und Aufarbeitung des Terrors im nationalsozialistischen Deutschland, und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Hier setzten sich die interessierten Schülerinnen und Schüler beispielsweise mit dem Widerstand von Jugendgruppen zur NS-Zeit auseinander, die ihr Recht auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung außerhalb der „Hitler-Jugend“ verteidigten. Edelweißpiraten in Köln, Leipziger Meuten oder Hamburger Swing-Jugendliche widersetzten sich dem Zwang der Diktatur durch ihren Lebensstil. Viele von ihnen bezahlten dies mit ihrem Leben.

Der Geschichtsleistungskurs von Herrn Klähn absolvierte stattdessen ein fünfstündiges Seminar in der Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“. In der von 1941 bis 1945 als Gäste- und Erholungsheim der SS genutzten Villa am Großen Wannsee fand am 20. Januar 1942 die heute als „Wannsee-Konferenz“ bezeichnete Besprechung zur „Endlösung der Judenfrage“ statt, die von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich geleitet wurde und auf der die systematische Vernichtung aller in Europa lebenden Juden beschlossen und verwaltungstechnisch geregelt wurde.

Auch am Dienstag setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Nationalsozialismus und Holocaust auseinander und erkundeten in Kleingruppen die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen in Oranienburg, die beide an das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen erinnern und als Mahnmal gegen nationalsozialistische Verbrechen dienen.

Der darauffolgende Tag stand ganz unter dem Motto „Freiheit“. Die Schülerinnen und Schüler berichteten nach ihrem Besuch in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, dass sie die Erkenntnis gewonnen haben, wie wertvoll Freiheit ist und dass es überaus wichtig ist, dafür zu kämpfen. Besonders beeindruckt zeigten sie sich von den Zeitzeugen, ehemaligen Insassen des Untersuchungsgefängnisses der Staatssicherheit (MfS), die die Schüler in Gruppen über das Gelände führten. Die emotionalen Geschichten bewegten die Jugendlichen tief, und auch ihre Aufrufe, sich selbst für Recht und Freiheit einzusetzen, fanden Gehör. Der PoWi-Leistungskurs nahm gemeinsam mit Kunstlehrerin Diana Gerlinger an einem Kunstworkshop mit dem ehemals in Hohenschönhausen inhaftierten Künstler Gino Kuhn teil und verarbeitete auf künstlerischem Wege die vor Ort gewonnenen Eindrücke und Emotionen.

Nachmittags erkundeten einige Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Workshops „Fotografische Spurensuche“ in der Gedenkstätte Berliner Mauer die Tatorte, an denen Mauerflüchtlinge starben. In dem Workshop „Quellenarbeit“ erfuhren andere, weshalb und auf welchen Wegen Menschen aus der DDR flüchteten.

Am Donnerstag besuchte die Schülergruppe zunächst die Studios Berlin Adlershof, wo sie an einer Führung durch die Produktionsstätten von Politsendungen wie „Hart aber fair“ oder „Late Night Berlin“ teilnahmen. Am Abend verfolgten die Teilnehmer des Berlinseminars dann eine spannende Plenarsitzung des Deutschen Bundestages und führten im Anschluss noch ein informatives Gespräch mit dem Wetterauer Bundestagsabgeordneten Peter Heidt (FDP), dem Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der FDP-Bundestagsfraktion.

Insbesondere die Schülerinnen und Schüler des Politik-Leistungskurses nutzten die Gelegenheit, vor dem abschließenden Kuppelbesuch mit Heidt über die im Unterricht behandelten Herausforderungen der Parteiendemokratie sowie aktuelle Themen wie den Russland-Ukraine-Krieg oder die Eskalation im Nahen Osten zu diskutieren.

Ein ganz herzliches Dankeschön gilt dem Wetteraukreis für die finanzielle Unterstützung der von Schülern und Lehrern überaus wertgeschätzten Studienfahrt gegen das Vergessen – für Demokratie und Toleranz, die auch 2024 wieder durchgeführt werden soll. Ein weiteres Dankeschön gebührt Herrn MdB Peter Heidt sowie der Wahlkreisreferentin Sylvia Patzak, die uns durch ihr Engagement und Entgegenkommen den Besuch im Deutschen Bundestag ermöglicht haben. (ZAS, BÖK, ZIM)

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