28
SEP
2018

„Vom ‚Zettelfalten‘ zur freien Wahl“ – Wissenschaftler der Deutschen Gesellschaft und Zeitzeugen des DDR-Regimes zu Gast an der Singbergschule

Auch in diesem Jahr besuchten Dr. Anett Laue und Niels Dehmel, Referenten für Politik und Geschichte der Deutschen Gesellschaft e.V., die Singbergschule, um mit den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 13 im Rahmen zweier historisch-politischer Workshops zum Thema „Wahlen in Deutschland in Diktatur und Demokratie“ zu arbeiten.

Unter Einbeziehung der Lerngruppen erfuhren die interessierten Oberstufenschüler, die im Vorfeld der Veranstaltung von ihren Geschichtslehrern auf den Workshop vorbereitet wurden, im Rahmen einer interaktiven Powerpoint-Präsentation, wie Wahlen in der DDR gemeinhin abliefen. Gemeinsam richtete man den Blick auf die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik, die den Bürgerinnen und Bürgern auf dem Papier das Recht auf allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahlen zusprach, um zu erkennen, dass die freiheitlich-demokratischen Grundsätze in der Praxis jedoch nur eingeschränkt umgesetzt wurden.

Nach einer kurzen Kaffeepause vertieften die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse im Rahmen einer Gruppenarbeit mit anschließender Präsentation, indem sie sich arbeitsteilig mit der Kommunalwahl 1989 beschäftigten, bei der Bürgerrechtler den jahrelang vermuteten Wahlbetrug der SED aufdeckten.

Im abschließenden dritten Teil des sechsstündigen Workshops hatten die Schülerinnen und Schüler schließlich die Möglichkeit, mit vier Zeitzeugen der DDR zu sprechen. So lernte eine Gruppe beispielsweise das Schicksal Birgit Schlickes kennen, die als politische Gefangene wegen „landesverräterischer Nachrichtenübermittlung“ im Frauenzuchthaus Hoheneck saß. Robert Krug berichtete von seiner Verhaftung durch das Ministerium für Staatssicherheit und mehrfachen Verurteilung wegen „staatsfeindlicher Hetze und öffentlicher Herabwürdigung“. Der Zeitzeuge Mike Mutterlose berichtete, wie er infolge eines missglückten Fluchtversuchs wegen „Republikflucht in besonders schwerem Falle“ in der Strafvollzugsanstalt Karl-Marx-Stadt inhaftiert und später von der Bundesrepublik freigekauft wurde, und auch der Zeitzeuge Thomas Mahler erinnerte sich an die Zeit, als er mit der Willkür des DDR-Regimes in Berührung kam und wegen „Fluchthilfe und Menschenhandel“ zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt wurde. Gebannt lauschten die Schülerinnen und Schüler den fesselnden Ausführungen der Zeitzeugen und richteten zahlreiche vertiefende Fragen an sie.

Wir hoffen, dass die Veranstaltung dazu beigetragen hat, dass unsere Schülerinnen und Schüler den Wert unseres heutigen demokratischen Systems noch mehr zu schätzen wissen und dass alle Wahlberechtigen dieser Wertschätzung durch ihre Stimmabgabe am 28. 10. 2018 bei den Hessischen Landtagswahlen Ausdruck verleihen werden.

Für den Fachbereich II –

Dr. Matthias Zipp