07
JUN
2019

Lecker: Lateinunterricht!

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Lukullische Genüsse an der Singbergschule! Am Freitag schoben in Wölfersheim Zehntklässer eines Lateinkurses Griffel und Bücher beiseite und inspizierten die Küche der Bildungseinrichtung in der festen Absicht, mal nicht an Vokabeln zu denken und nicht den Kopf, sondern ein anderes Körperteil zu beschäftigen: den Bauch.

Das war ein Unterricht ganz nach dem Geschmack der Schüler: Nebenbei stellten sie fest, dass die Römer nicht nur die Schöpfer der Gewaltenteilung waren, nicht nur Baumeister und Militärstrategen, sondern ebenso gute Köche. Wer dabei an Nudeln denkt, der liegt völlig falsch: Viele Zutaten der heutigen italienischen Küche waren den Römern gänzlich unbekannt: Tomaten etwa kommen aus Amerika und konnten von Ovid und Vergil folglich weder besungen, noch gegessen werden.

Ein Name des antiken Rom steht dabei sprichwörtlich für den guten Geschmack: Lucius Licinius Lucullus, Mitglied der Oberschicht und Zeitgenosse Cäsars, gab aufwändige Gastmähler. Dank eines Autors namens Apicius wissen wir, dass man in Rom Dinge aß wie Siebenschläfer oder Flamingo.

Weil aber weder im tegut, noch im Penny auf die Schnelle Flamingo zu bekommen war, entschieden sich die Zehntklässler für Hühnchen auf numidische Art. Dafür braucht es Datteln, Pinienkerne – und Sojasauce. Die ist zwar nicht original, aber das römische Garum schmeckte wohl ganz ähnlich. Für einige war klar: Hühnchen numidische Art würden sie zu Hause nachkochen. Lecker!

Als Vorspeise gab es den Legionärsbrei Pulsum: Eine Grütze aus Gerstenschrot, Zwiebeln und Linsen. Nicht alles davon wurde gegessen. Moretum – ein Streichkäse mit sehr viel Knoblauch – fand größere Beliebtheit bei den Schülern, die für den Tag nicht mehr mit dem Besuch von Vampiren rechnen mussten.

Am Ende wurde aufgeräumt, geputzt, abgewaschen. Viele Hände, schnelles Ende. Wie schon Seneca sagte: Di boni, quantum hominum unus venter exercet. Zu Deutsch: Gute Götter, wie viele Menschen hält doch ein einziger Magen auf Trab.